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Was war Ihr Pfadiname, Regula Walser?

Regula Walser Hofstetter beantwortet im Rendez-vous unsere – nicht unbedingt fachspezifischen – Fragen.

Name: Regula Walser Hofstetter

Beruf/Position: MLaw, Rechtsanwältin, Chefin der Abteilung Externe Prüfung DVS der ESTV

Familie: verheiratet mit Markus; Töchter Aurelia und Lucretia, im Primarschulalter; 2 pubertierende griechische Landschildkröten im Garten

Hobbys: Skifahren, Wandern, Lesen, Querflöte

Warum wurden Sie Juristin und leiten nun eine Abteilung mit Steuerprüfenden?

Aufgrund des Zusammenspiels von Klischee und Zufall. Zum Jus-Studium hat mich, damit wären wir schon beim Klischee, mein Sinn für Gerechtigkeit angetrieben. Während des Studiums hätte ich mir vieles vorstellen können, aber sicher nicht, dass ich einmal in der Welt der Steuern heimisch werde. Ins Steuerrecht bin ich dann über verschiedene Semesterferien-Jobs als Studierende sowie durch eine zufällige Begegnung mit einem ehemaligen Arbeitskollegen hineingerutscht. Nach prägenden Jahren in der Abteilung Recht DVS der ESTV suchte ich Veränderung und habe diese bei der externen Prüfung DVS gefunden.

Haben Sie ein Lebensmotto?

Ein Lebensmotto ist viel zu wenig für ein ganzes Leben. Wie das Leben ändert sich auch das Lebensmotto im Verlauf der Zeit, je nach dem sind andere Dinge wichtig. Was bleibt, sind gewisse Grundwerte und Einstellungen, die immer Gültigkeit haben, aber nicht ein Lebensmotto. Ehrlichkeit ist sicher eines meiner Fundamente.

Haben Sie eine (geheime) Leidenschaft (neben dem Steuerrecht)?

So wenig ich mit Autos, welcher Konvenienz auch immer, am Hut habe, soviel Freude bereitet es mir, bei einem Motorboot den Gashebel runterdrücken zu können und über die Wellen zu gleiten.

Wer oder was ist Ihre Muse?

Wenn es seine Person sein muss, müsste es wohl Iustitia sein. Sonst sind die Berge meine Muse und dabei insbesondere die drei verschiedenen Regionen der Alpen, die mich Zeit meines Lebens begleiten und mit denen ich vertraut bin. Beginnend mit dem Alpstein und da im Besonderen natürlich dem Säntis, welche ich aus meinem Kinderzimmerfenster im Appenzeller Vorderland bestaunen konnte. Es gibt keine zwei Momente, in denen dieser Berg gleich aussieht. Dann das Berner Oberland, dessen Panorama man von Bern, meinem heutigen Wohnort, sehen kann. Schliesslich die Walliser Alpen als regelmässiges Sehnsuchtsziel und Ort zum Abschalten. Die Berge sind für mich Symbol für Bleibendes und gleichzeitig mit der Zeit Gehendes.

Was war Ihr Berufswunsch als Kind – und warum ist nichts daraus geworden?

Hätte die Möglichkeit bestanden, Pfadi-Leiterin berufsmässig ausüben zu können, wäre ich wohl ewig aktive Pfadfinderin geblieben. Als Alternativen standen phasenweise auch noch Archäologin oder Heilpädagogin hoch im Kurs, wobei ich diese Ideen aufgrund meiner nicht unerschöpflichen Geduld dann später wieder verwarf.

Was war denn Ihr Pfadiname?

Ich war auf den Namen Pirol getauft – der seltene, gelb-schwarze, einheimische Vogel. Die Seltenheit war denn auch die Begründung für meinen Pfadinamen: Selten sei jemand so schlagfertig und nie um eine Begründung verlegen gewesen, wie ich es in jungen Jahren schon war.

Was bringt Sie auf die Palme?

Auf die Palme käme ich wohl am einfachsten mit einer Leiter. Die metaphorische Palme erklimme ich, wenn ich den drei «I» begegne: Inkompetenz, Ignoranz und die Intention zu den ersten beiden. Inkompetenz – jedenfalls von Personen, die sich des Gegenteils rühmen – oder fehlender Wille, etwas selbst zu erreichen, können mich aufregen.

Welche drei Stichworte beschreiben Ihren Alltag?

Work-Life-Integration, strukturiertes Vorgehen, Austausch mit Menschen

Was macht einen erfolgreichen Tag aus?

Er beginnt sicher gut, wenn das organisierte Nebeneinander von Beruf und Familie plangemäss umgesetzt werden kann. Gelingt es mir sodann, mich mit Kompetenz, Aufmerksamkeit, Wissensdurst und Flexibilität den täglich neuen Herausforderungen zu stellen und dabei im Rahmen des Möglichen pragmatische und kreative Lösungswege zu finden und meinen verschiedenen Ansprechpersonen mit Interesse und Wertschätzung zu begegnen, dann stehen die Zeichen für das Prädikat eines erfolgreichen Tages gut.

Haben Sie auch mal die Nase voll von Ihrer momentanen Tätigkeit?

Nein, Schwierigkeiten treiben mich mehr an als dass sie mich abschrecken, und Herausforderungen sind das Salz in der Suppe. Zusammen mit einer so versierten Abteilung im Rücken wie ich sie habe, überwiegt die Freude auch in schwierigen Situationen.

Wie sollte der Titel Ihrer Autobiografie lauten?

In Anlehnung an Tina Turner natürlich «Simply the Tax». Ich könnte mir auch etwas Klassisches vorstellen, da mein Name und mein Beruf ja auch einen gewissen Zusammenhang aufweisen, bspw. «Mea vita, mea regula» (mit Entschuldigung an alle Lateinkundigen). Mein Leben dreht sich jedoch natürlich nicht nur um das (Steuer-)Recht und kurz und prägnant ist immer gut, also würde ich sie wohl einfach «Mein Leben» betiteln. Einen Sprung auf die Beststellerliste erwarte ich jedoch nicht.

Wenn Ihr Leben verfilmt würde, welche Schauspielerin bekäme die Hauptrolle?

Auf jeden Fall eine Charakterdarstellerin, jemand mit Esprit und Humor sowie Tiefgang. In dem Sinn denke ich spontan an Jodie Foster, Cate Blanchett oder Ursula Schäppi.

Wen möchten Sie unbedingt auf ein Feierabendbier treffen?

Das wird zwar leider nicht mehr möglich sein, aber Ruth Bader Ginsburg hätte da zuoberst auf meiner Liste gestanden. Alternativ würde ich mich an den Dalai Lama halten, der zwar keinen Alkohol trinkt, aber dem Vernehmen nach immerhin Besitzer eines Weinbergs im Wallis ist: Ich mag ohnehin lieber Wein als Bier und so hätten wir dann zumindest einen Eisbrecher für die Gesprächseröffnung.

Welches Buch lesen Sie gerade?

«True Stories. Die besten Reportagen der Welt». Es werden darin die sieben besten Texte des global ausgerichteten Journalistenpreises True Story Award präsentiert.

Gibt es etwas, das Sie extrem nervt im Steuerbereich?

Darauf gibt es für mich kraft meines Arbeitgebers wohl nur eine mögliche Antwort: Steuerhinterziehende!

Haben Sie ein Vorbild/Vorbilder?

Mein verstorbener Vater, der mir die Haltung der Ataraxie in schwierigen Situationen vorlebte und mich diese lehrte.

Wem würden Sie diese Fragen auch gerne stellen?

Selbstverständlich der neuen Direktorin der ESTV, Tamara Pfammatter!

Welchen Rat würden Sie Ihrem jüngeren Selbst geben?

Die Zeit als Studentin und die damit einhergehende Freiheit in vollen Zügen zu geniessen. Das spätere Leben gibt noch genügend Möglichkeiten, seriös und strukturiert zu arbeiten.

Was bringt Sie zum Lachen?

Meine Töchter, Alltagskomik, lustige Formulierungen, Wortwitze, Viktor Giacobbo … Die Frage müsste eher sein: Was bringt mich nicht zum Lachen?

Was macht Ihnen Angst?

Dass eines Tages die Verrechnungssteuer und die Stempelabgaben abgeschafft werden und ich und meine Leute unserer Arbeit beraubt wären.