
Name: Rahul Sahgal
Beruf/Position: CEO der Swiss‑ American Chamber of Commerce; Dr. oec. HSG et lic. iur. HSG
Familie: verheiratet, zwei Töchter
Hobbys: Tennis, Reisen, Segeln, Wirtschaft und Gesellschaft, Aussenpolitik
Warum sind Sie geworden, was Sie heute sind? Was wären Sie sonst geworden?
Es ist wohl eine Zusammenführung meiner bisherigen Tätigkeit im Privatsektor und in der Bundesverwaltung, sowie meiner Ausbildung zum Betriebswirtschaftler und Jurist. Auch habe ich viele Jahre in den USA verbracht. Was ich sonst geworden wäre? Ich hätte wahrscheinlich meine diplomatische Laufbahn fortgesetzt – vermutlich mit einem Botschafterposten.
Leben Sie für das Steuerrecht?
Das wäre wohl etwas übertrieben, aber es ist ein Thema, das mich seit längerem fasziniert und zu dem ich in meiner Laufbahn immer wieder zurückgefunden habe – sei es während des Studiums, als Leiter des Steuer- und Finanzbereichs an der Schweizer Botschaft in Washington oder später beim SIF als stv. Leiter der Steuerabteilung. Für mich hat das Steuerrecht einen stark ordnungspolitischen Charakter. Und weil Steuern Zwangsabgaben sind, verdient ihr Einsatz umso mehr Transparenz, Augenmass und Respekt. Das Steuerrecht ist für mich die konstante Gratwanderung, Steuern so zu gestalten, dass der Staat funktioniert, währenddem die Wirtschaft und Gesellschaft florieren.
Haben Sie ein Lebensmotto?
Ich habe einige. Eines ist, immer eine gesunde Distanz zu bewahren.
Haben Sie eine (geheime) Leidenschaft?
Reisen, Politik, Wein und gutes Essen – am besten in Kombination.
Wer oder was ist Ihre Muse?
Menschen, die Intelligenz mit Gelassenheit verbinden.
Was war Ihr Berufswunsch als Kind – und warum ist nichts daraus geworden?
Ich wollte Astronaut werden – die Faszination für Technik, Raum und Grenzenlosigkeit hat mich als Kind gepackt. Irgendwann wurde mir aber klar, dass ich wohl fähiger bin, politische und wirtschaftliche Horizonte zu erkunden als galaktische.
Welche drei Stichworte beschreiben Ihren Alltag?
Vielfältig, spannend, intensiv.
Was bringt Sie auf die Palme?
Wenn kurzfristige Interessen über langfristige Ziele gestellt werden bzw. diese zu stark torpedieren.
Was motiviert Sie am meisten?
«Everything will be alright in the end. If it’s not alright, it’s not the end.»
Was macht eine erfolgreiche Führungspersönlichkeit aus?
Leadership. D. h. wohl auch die Fähigkeit, andere dazu zu bringen, freiwillig in eine Richtung zu gehen – weil sie an das Ziel glauben.
Haben Sie auch mal genug von Ihrer momentanen Tätigkeit?
Natürlich kann es frustrierend werden – besonders im anfänglich angespannten wirtschaftspolitischen Kontext zwischen der Schweiz und den USA. Ein einziger Truth-Social-Post kann meinen Zeitplan für Tage durcheinanderbringen und rund um die Uhr Aufmerksamkeit verlangen, sodass langfristige Projekte ins Stocken geraten. Dennoch liebe ich genau diese Herausforderung und das Privileg, mit führenden Köpfen in ihren Bereichen zusammenzuarbeiten.
Was tun Sie in Ihrer Freizeit? Haben Sie überhaupt welche?
Ich verbringe meine – derzeit spärliche – freie Zeit primär mit meiner Familie. Dann natürlich mit Freunden, spiele Tennis, fahre bald wieder Ski etc.
Wen möchten Sie unbedingt auf ein Feierabendbier treffen?
Donald Trump. Auch wenn er abstinent lebt. Also wohl eher auf ein Feierabend-Diet-Coke.
Welches Buch lesen Sie gerade?
Ich habe gerade «Factfulness» von Hans Rosling beendet – Pflichtlektüre. Darin zeigt er, dass die Welt viel besser ist, als wir oft denken – und dass wir lernen müssen, sie mit Fakten statt mit Angst und Vorurteilen zu sehen. Dann ebenfalls empfehlenswert «The Coming Wave» von Mustafa Suleyman zu den Chancen und Gefahren der künstlichen Intelligenz. Sehr zugänglich geschrieben.
Gibt es etwas, das Sie im Steuerbereich extrem nervt?
«Extrem nerven» ist ein starker Ausdruck. Aber wenn politische Symbolik gute, pragmatische Lösungen blockiert.
Wem würden Sie diese Fragen auch gerne stellen?
Unserer Bundespräsidentin und Vorsteherin des Eidg. Finanzdepartements, Karin Keller-Sutter.
Welchen Rat würden Sie Ihrem jüngeren Selbst geben?
Sowas in die Richtung: «Stay hungry, stay foolish» (Steve Jobs).
Was bringt Sie zum Lachen?
Viel! Britischer Humor. Meine Kinder. Der Alltag.
Haben Sie schon einmal so richtig Glück gehabt? Was ist passiert?
Ja – mehrmals. Ich glaube, es hätte schon mehrmals vorbei sein können mit mir.
