Name: Peter Mäusli-Allenspach
Beruf/Position: Steuerrechtskonsulent
Familie: Verheiratet mit Marlies Allenspach Mäusli
Hobbys: Freundschaften pflegen, Nachdenken und Diskutieren über Lebensfragen, Kunst, Fotografieren, E-Bike-Touren, Skifahren, Wandern
Warum wurden Sie Steuerrechtskonsulent?
Das hat ziemlich zufällig angefangen. Nach vier Semestern an der HSG hatte ich im Sommer einen Unterbruch des Studiums für ein Jahr geplant. Ich war damals sehr begeisterter Hochseesegler und hatte – zusammen mit weiteren Studenten aus Deutschland – auf einer Schweizer Yacht für das «Whitbread Round the World Race» angeheuert. Der Start dieser Regatta war im Herbst 1985. Bei den letzten Trainingsregatten in der Nord- und Ostsee stellte sich heraus, dass der Eigner und Skipper mit der Aufgabe überfordert war. Deshalb ist während der Regatten der «Cowes Week» in England fast die ganze Crew abgesprungen.
Für mich bedeutete dies, dass ich das Studium nun doch fortsetzen würde. Ich beschloss daher, mich sofort an die Diplomarbeit zu machen. Die Auswahl der Fächer war aber nach erst vier abgeschlossenen Semestern sehr beschränkt und ich entschied mich kurzerhand für eine Diplomarbeit bei Prof. Ernst Höhn. Das von ihm vorgegebene Thema «Verpachtung von Unternehmen» hat mich fasziniert und die Arbeit wurde mit Bestnote bewertet.
Im weiteren Verlauf des Studiums habe ich dann auch die Wahlfächer zum Steuerrecht bei Prof. Höhn besucht. Als er mir nach Abschluss des Studiums eine Stelle als wissenschaftlicher Assistent mit der Möglichkeit zu Doktorieren anbot, musste ich nicht lange überlegen. Seither hat mich die Faszination für das Steuerrecht nicht mehr losgelassen.
Und immerhin: Schon 1987 bot sich spontan wieder eine Gelegenheit für die Teilnahme an einer Langstreckenregatte, diesmal die «Transat des Alizés» von Casablanca nach Point-à-Pitre in Guadeloupe auf einer Eigenbau-Yacht eines Eigners und Skippers vom Genfersee.
Leben Sie für das Steuerrecht?
Nein. Für mich bietet zwar das Steuerrecht die Möglichkeit, den Lebensunterhalt mit einer Tätigkeit zu verdienen, die mir gefällt und mich immer wieder neu herausfordert. Aber das Leben bietet weit mehr als Arbeit und berufliche Karriere. Diese Vielfalt des Lebens auszuloten, dafür lebe ich.
Haben Sie ein Lebensmotto?
Da muss ich nachdenken. Ein bewusst gewähltes Lebensmotto habe ich nicht. Am ehesten würde wohl die Aussage von Karl Popper passen: «Alles Leben ist Problemlösen.» Damit meine ich, dass ich mich bemühe, auftauchende Probleme nicht als Störung zu empfinden. Ich versuche vielmehr, sie als Herausforderungen zu sehen, welche zum Leben gehören und letztlich die persönliche Lebenserfahrung prägen.
Was bringt Sie auf die Palme?
Es kommt sehr selten vor, dass mich etwas auf die Palme bringt. Aber am ehesten bringen mich Menschen auf die Palme, die sich weigern, differenziert zu denken. Mir ist jede radikale Haltung suspekt, bei welcher es nur richtig und falsch, gut und böse oder schwarz und weiss gibt. Besonders schwierig finde ich es, wenn diese Menschen auch noch glauben, andere von ihrer einseitigen Weltsicht überzeugen zu müssen und es dabei nicht für notwendig erachten, dem Gegenüber zuzuhören. Ich glaube, dass es weniger Streit gäbe, wenn mehr Menschen sich die Mühe machen würden, zu differenzieren und zuzuhören.
Wo liegt Ihr Sehnsuchtsziel?
Ein eigentliches Sehnsuchtsziel kenne ich nicht. Es gibt aber sehr viele schöne Orte auf dieser Welt; einige davon habe ich schon gesehen, andere nicht. Wir leben in einem paradiesischen Umfeld, wo es immer wieder auch Neues und Überraschendes zu entdecken gibt.
Was macht einen erfolgreichen Steuerberater aus?
Spontan würde ich drei Eigenschaften nennen, die neben solider fachlicher Ausbildung wichtig sind:
- seine Stärken und Grenzen kennen (man kann auch mal sagen, dass man etwas nicht weiss und erst abklären muss);
- den Kundinnen und Kunden zuhören und ihre Sprache sprechen (sie selbst kennen den Sachverhalt und ihre Ziele am besten);
- ein respektvoller Umgang nicht nur mit der Kundschaft, sondern auch mit Steuer- und Justizbehörden (eigentlich eine Selbstverständlichkeit).
Welches Buch lesen Sie gerade?
«Baumgartner» von Paul Auster. Paul Austers letztes Buch (er ist kürzlich verstorben) handelt von einem pensionierten Professor der Philosophie, der sich mit der Veränderung des Lebens beim Älterwerden herumschlagen muss. Das Werk von Paul Auster hat mich immer schon angesprochen. Dass ich gerade jetzt, wo ich selbst kürzlich das Rentenalter erreicht habe, ein Buch mit dieser Thematik lese, ist Zufall – oder vielleicht doch nicht?
Haben Sie ein Vorbild/Vorbilder?
Ein bestimmtes Vorbild habe ich nicht. Aber es gibt Menschen, die mich mit einer besonderen Eigenschaft oder Fähigkeit beeindrucken. Im beruflichen Kontext war Prof. Ernst Höhn so eine Person: Von ihm habe ich gelernt, Problemstellungen immer von allen Seiten auszuleuchten und nicht gleich die erstbeste Lösung zu wählen. Die dazu notwendige Geduld und Disziplin hat er vorgelebt.
Waren Sie gut in der Schule?
In der Primarschule im Dorf fiel es mir immer leicht, gute Noten zu erhalten (ausser im Singen, da fehlte allerdings auch der Ehrgeiz). An der Kantonsschule hätte es dazu mehr Aufwand gebraucht, aber mir waren Pfadi und Leichtathletik zu jener Zeit wichtiger, die Noten daher eher durchschnittlich.
Glauben Sie an eine höhere Macht?
Als Agnostiker sage ich: nein, eher nicht.
Die Frage fasziniert mich aber sehr. Deshalb interessiere ich mich auch für verschiedene Religionen und Weltanschauungen. Speziell spannend finde ich zum Beispiel, wie stark monotheistische sich von pluralistischen oder offenen Weltanschauungen unterscheiden und die Menschen prägen. Das haben meine Frau und ich sehr eindrücklich bei einem Besuch eines befreundeten japanischen Ehepaares in Tokyo erlebt: Da steht ganz selbstverständlich ein buddhistischer Tempel auf dem gleichen Gelände wie der Shinto-Schrein. Oder das nahe gelegene buddhistische Kloster spendet einen Torbogen («Torii»), welcher den Übergang vom Profanen zum Sakralen eines benachbarten Shinto-Schreins markiert. Diese und andere Beispiele machten mir bewusst, wie stark unser Denken von diesem Monotheismus beeinflusst ist. Und dieses Bewusstsein wiederum hilft mir, Andersdenkenden mit mehr Offenheit zu begegnen.
Welchen Rat würden Sie Ihrem jüngeren Selbst geben?
Ich würde in Anlehnung an Richard Leider und Jorge Bucay folgenden Rat geben: «Stell Dir immer wieder folgende Fragen: Wer bin ich? Was mache ich hier gerade? Wohin gehe ich? Und mit wem?»
Was macht Ihnen Angst?
Die Polarisierung in der Gesellschaft macht mir Angst. Wenn Menschen einander nicht mehr zuhören und sich den gegenseitigen Respekt verweigern, gefährdet das das friedliche Zusammenleben der gesamten Gesellschaft. Erste Anzeichen für die fehlende Kompromissfähigkeit und unversöhnliche Positionskämpfe sind schon in verschiedenen Bereichen feststellbar. Angst macht mir diese Entwicklung vor allem deshalb, weil ich nicht weiss, was ich dagegen tun kann. Ausser selbst Vorbild zu sein, insbesondere für die jüngere Generation.