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Was machen Sie jetzt den ganzen Tag, Markus Reich?

Markus Reich beantwortet im Rendez-vous unsere — nicht unbedingt fachspezifischen — Fragen.

Name: Markus Reich

Beruf/Position: Emeritierter Professor für Steuer-, Finanz- und Verwaltungsrecht an der Universität Zürich, ehemaliger Konsulent von Pestalozzi Rechtsanwälte, Zürich

Familie: Ehefrau Roza, Sohn Christian

Hobbys: Reisen, Lesen, Wandern

Was war Ihr Berufswunsch als Kind – und warum ist nichts daraus geworden?

Chirurg. Ich bin Linkshänder.

Warum wurden Sie Steuerrechtsprofessor?

Nachdem mein Traum von der Chirurgie ausgeträumt war, war ich ratlos. Ich schrieb mich an der ETH für Chemie ein, realisierte aber rasch, dass dies nicht mein Ding war. Versuchte es dann mit Geschichte, alten Sprachen und Germanistik – passte mir auch nicht. Blieb noch die Juristerei, wo ich in den Steuerrechtvorlesungen bemerkte, dass hier das Feld noch weit weniger bestellt war als in den traditionellen Fächern. Und da biss ich mich fest.

Sie haben sich vorzeitig pensionieren lassen …

Wer freiwillig geht, geht leichter.

… und haben dem Steuerrecht recht konsequent den Rücken zugekehrt?

Steuerrecht auf Sparflamme – das geht nicht. Entweder ist man voll dabei oder gar nicht. Ich hasse Halbheiten.

Werden Sie auf der Strasse erkannt?

Vor unserem Haus sehr oft, im Treppenhaus fast immer.

Hätten Sie es gerne gesehen, wenn Ihr Sohn in Ihre Fussstapfen getreten wäre?

Überhaupt nicht. Gegenseitige Ergänzung ist der Beziehung zuträglicher als Konkurrenz. Mein Sohn hat schon während seines BWL-Masters in St. Gallen Unternehmensluft geschnuppert und erfolgreich ein Tech-Startup (visense.io) gegründet. Das ist mir lieber, als wenn er sich mit der Ehegattenbesteuerung herumschlagen würde.

Apropos Ehegattenbesteuerung – wie stehen Sie zur Individualbesteuerung?

Finde ich gut. Vgl. dazu schon Markus Reich, Neuordnung der Familienbesteuerung, FStR 2001, 251 ff.

Was machen Sie denn jetzt den ganzen Tag – oder andersrum: welche drei Stichworte beschreiben Ihren Alltag?

Sun, fun and nothing to do. Spass beiseite: Reisen, Lesen, Wandern.

Haben Sie nie Langeweile?

Nein. Nachdenken ist immer spannend.

Treiben Sie Sport?

Wandern und Yoga.

Welches Buch lesen Sie gerade?

Jonathan Franzen: «Crossroads».

Welches sind Ihre drei Lieblingsbücher?

Max Frisch: «Stiller»

Bodo Kirchhoff: «Die Liebe in groben Zügen»

Markus Reich: «Steuerrecht»

Drei Dinge, die Sie nicht mögen?

Cancel Culture, Trumpismus und Modewörter wie ‹Resilienz› oder ‹Challenge›.

Haben Sie ein Lebensmotto?

«Weine nicht, weil es vorbei ist, sondern lächle, weil es so schön war.» (Gabriel García Márquez)

Wer oder was ist Ihre Muse?

Roza, meine Frau.

Was bringt Sie auf die Palme?

Schludrigkeit.

Wie kommen Sie zur Ruhe?

Ich bin ruhig.

Wo liegt Ihr Sehnsuchtsziel?

El Valle auf der Halbinsel Samana.

Was bedeutet für Sie Luxus?

Etwas zu haben, was ich nicht benötige, aber dennoch sehr geniesse.

Wie würde der Titel Ihrer Autobiografie lauten und was käme aufs Cover?

«Ein gelebtes Leben – Sonnenuntergang an einer Felsküste». Nein, das ist zu schwülstig, vielleicht eher: «Rückblick, Einblick, Ausblick» und auf dem Cover die kubistisch verfremdete Kirche Evangelístria i Portaítissa auf Astypalea.

Wenn Ihr Leben verfilmt würde, welcher Schauspieler bekäme die Hauptrolle?

Gregory Peck.

Wofür würden Sie mitten in der Nacht aufstehen?

Das ist vielleicht eine etwas indiskrete Frage in meinem Alter. Aber ich würde selbstverständlich auch aufstehen für meine Frau, meinen Sohn oder für Freunde, wenn sie Hilfe benötigten.

Was würden Sie auf eine einsame Insel mitnehmen (nicht mehr als drei Dinge)?

«Dinge»? Also nicht meine Frau?

Eine Bibliothek, einen Weinkeller und die Klaviersonaten von Beethoven.

Was bedeutet für Sie Freundschaft?

Freundschaft ist etwas Rares – eine tiefe Beziehung, die Stürme überdauert. 100 weitere Antworten zu dieser Frage finden sich wunderschön dargestellt in Daniel R. Gygax: «Was bedeutet für Sie Freundschaft?»

Städtetrip oder Wellness?

Beides.

Was ist Ihr Lieblingsessen?

Spaghetti Napoli.

Bier oder Wein? Riesling oder Chardonnay? Burgunder oder Bordeaux?

Bier nur, wenn ich sehr durstig bin. Wein – je nach Gelegenheit, am liebsten Bordeaux.

Glauben Sie an eine höhere Macht?

Ja. Dass es sie gibt, ist so gewiss wie das Amen in der Kirche.

Was erwarten Sie noch vom Leben?

Wer viel erwartet, wird enttäuscht. Ich lasse mich überraschen.