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Haben Steuerexperten Sexappeal, Stefan Kuhn?

Stefan Kuhn beantwortet im Rendez-vous unsere – nicht unbedingt fachspezifischen – Fragen.

Name: Stefan Kuhn

Beruf/Position: Partner bei KPMG, Leiter Steuern und Recht, Mitglied der Geschäftsleitung

Familie: Verheiratet mit Sandra, Kinder: Linus (15), Joris (13) und Malin (10)

Hobbys: Musik, Golf

Warum wurden Sie Steuerberater?

Dies war definitiv kein Sandkastentraum, sondern eher eine (glückliche) Fügung. Meine verschiedenen beruflichen Nebenaktivitäten während des Studiums waren nicht sehr förderlich hinsichtlich meiner Präsenzzeit an der Uni. Das Schicksal nahm seinen Lauf, als Prof. Dr. Robert Waldburger gerade einen Unterrichtsassistenten am IFF suchte, ich mich darauf bewarb und die Stelle letztlich bekam – der Rest ist Geschichte …

Werden Sie auf der Strasse erkannt?

Von Leuten, die mich kennen, in der Regel schon. Selbst eine viel beachtete Werbekampagne der Treuhandkammer im Jahre 2007, in welcher u. a. ich als Aushängeschild figurierte, vermochte meinen Bekanntheitsgrad ausserhalb Steuerszene nicht nachhaltig zu erhöhen, so dass ich mich weiterhin unbehelligt in der Schweiz frei bewegen kann.

Sie sind in der angesprochenen Werbekampagne von 2007 dem Vorurteil entgegengetreten, Steuerexperten hätten keinen Sex-Appeal. Hat das die Berufsgattung nachhaltig attraktiver gemacht?

Hmmm …, ich hätte da höchstens anekdotische Evidenz. Aber ich hoffe doch, dass die Kampagne nachhaltig zu mehr Selbstbewusstsein innerhalb unserer Gilde geführt hat. Wenn ich in jungen Jahren im Ausgang auf den Beruf angesprochen wurde, habe ich es jeweils so gehandhabt, mich als Consultant auszugeben, wenn ich im Gespräch bleiben wollte. Die Antwort «Steuerberater» eignete sich hervorragend, um ein Gespräch abrupt zu beenden …

Haben Sie eine (geheime) Leidenschaft (neben dem Steuerrecht)?

Musik und Golfen sind sicher zwei meiner Leidenschaften. In beidem fehlt mir offenbar das Talent, um richtig durchzustarten. Spass macht es mir allemal, wenn ich dazu komme. Und die Hoffnung stirbt zuletzt …

Was war Ihr Berufswunsch als Kind – und warum ist nichts daraus geworden?

Während meiner Kindheit hatte sich der Berufswunsch wohl alle paar Jahre geändert, vom klassischen Feuerwehrmann über den Bauarbeiter, Sportler, Lehrer, Buchhalter, Musiker bis hin zum Banker an der Börse. Mein heutiger Job hat wohl von allem etwas.

Was bringt Sie auf die Palme?

Früher vielleicht Kokosnüsse – heute vor allem Leute, denen offensichtlich eine Kokosnuss auf den Kopf gefallen ist. Symptomatisch dabei: eine stark ausgeprägte Arroganz, Überheblichkeit gepaart mit Inkompetenz und Ahnungslosigkeit.

Wo liegt Ihr Sehnsuchtsziel?

Es gibt so viele unterschiedliche schöne Orte auf dieser Welt. So wenig, wie ich punktuell das grossstädtische Flair von London oder New York missen will, so sehr geniesse ich auch die Wärme, das Meer und die Golfplätze der Algarve oder das Ländliche der Toskana, des Burgunds und des Zürcher Oberlandes.

Was macht eine erfolgreiche Steuerberaterin / einen erfolgreichen Steuerberater aus?

Früher hatte es gereicht, umfassende Kenntnisse im Steuerrecht zu haben, um erfolgreich zu sein. Dies hat sich mittlerweile, vielleicht mit wenigen Ausnahmen, fulminant geändert: Das Steuerwissen ist grundsätzlich öffentlich und jedem zugänglich – im Unterschied zu früher, als die Steuerberater/innen quasi als Gralshüter den Schatz des Steuerwissen verwalteten. Mittels Algorithmen, wie z. B. ChatGBT, kann dieses Steuerwissen je länger je mehr per Knopfdruck zusammengefasst werden. Der Steuerberater oder die Steuerberaterin mutiert zu einer Zertifizierungsstelle, wenn es um rein fachliche Inhalte geht. Folglich muss er oder sie sich emanzipieren, sich neben den steuerfachlichen Themen auch mit Systemen und Prozessen auseinandersetzen – die Digitalisierung macht bei uns nicht halt. Letztlich hat auch Teamfähigkeit einen viel höheren Stellenwert als früher.

Wie schalten Sie am Feierabend ab?

Die Familie, insbesondere die drei Kinder, wirken oft als natürlicher Schalter, um kurzzeitig etwas Distanz zum Berufsalltag zu schaffen. Nachdem diese (endlich…) im Bett sind und schlafen und das eine oder andere E-Mail noch beantwortet worden ist, vertiefe ich mich auch mal gerne für ein paar Minuten in ein Buch und lese ein paar Zeilen – in der Regel einen sinnbefreiten Krimi oder ähnliches, wobei meistens das Gute über das Böse siegt und die Welt für einen Moment wieder eine bessere ist.

Was tun Sie in Ihrer Freizeit? Haben Sie überhaupt welche?

Ich treibe etwas Sport, sehe das aber nicht als Freizeitbeschäftigung, sondern eher als eine Art Hygienemassnahme, so wie das Zähneputzen oder Haarewaschen. Ich golfe sehr gerne und zu wenig. Und letztlich versuche ich mir Zeit für die Musik zu nehmen. Seit bald dreissig Jahren ist es mir ein grosses Privileg, zusammen mit Freunden aus der St. Galler Uni-Zeit weiterhin in einer Jazz Combo zu spielen (und jeweils nach der monatlichen Probe gemeinsam zu dinieren).

In 10 Jahren wäre ich gern …

… auf der zweiten Welttournee mit den Jazzonomicals.

Sie sind ja auch Teil der KPMG Tax Rock Band. Wie kam es dazu?

Unmittelbarer Treiber dieses Projektes ist der Herr Dr. Gernot Zitter, dem die Bühne an den IFF-Seminaren wohl zu klein war und der sich nach einem emotionaleren Publikum sehnte. Im Hinblick auf einen gemeinsamen Event mit unseren Auditkollegen in Zürich vor knapp fünf Jahren übten wir sodann einige Rocksongs ein und gaben diese zum Besten. Was aus einer einmaligen Idee geboren wurde, lebt nun bis zum heutigen Tage weiter. Damit einhergehend ist leider auch die Erkenntnis gewachsen, dass Rocker wohl doch mehr Sex-Appeal haben als Steuerberater …

Wenn Ihr Leben verfilmt würde, welcher Schauspieler bekäme die Hauptrolle?

Da gäbe es wohl nicht den einen Schauspieler. Das müsste wohl eher eine Mischung sein aus Daniel Craig, Liam Neeson, Tom Waits und Gerard Depardieu – natürlich alle so, wie wir sie noch von früheren Filmen her kennen.

Wen möchten Sie unbedingt auf ein Feierabendbier treffen?

Meine Freunde und Menschen, die es werden können. Grundsätzlich Menschen, die was Spannendes oder Interessantes zu erzählen und dabei noch Humor haben.

Was tun Sie, wenn Ihre Kinder in Ihre Fussstapfen treten wollen?

Ich würde mich zuerst hintersinnen darüber, was wohl in der Erziehung falsch gelaufen ist. Nach diesem ersten Schock würde ich meinem Kind die Dos und Don’ts mit auf dem Weg geben, viel Glück, Erfolg und Spass dabei wünschen. Ich habe es nie (oder nur sehr selten) bereut, diesen Weg eingeschlagen zu haben.

Was würden Sie auf eine einsame Insel mitnehmen (nicht mehr als drei Dinge)?

Eine Seekarte (heute GPS), ein seetaugliches Boot und Proviant. Was will ich denn da – muss ja irgendwie möglichst schnell wieder von der Insel weg.

Was bevorzugen Sie: Städtetrip oder Wellness?

Lässt sich doch auch sehr gut verbinden.

Lieber ein Gläschen Rotwein oder ein Bier?

Habe gehört, dass Rotwein gesund sei. Und da man im Alter seiner Gesundheit zunehmend mehr Beachtung schenken sollte, nehme ich vorzugsweise Rotwein.

Was hören Sie am liebsten (Rock/Pop/Schlager/Klassik/Ländler)?

Live höre ich fast alles gerne. Ansonsten am liebsten Jazz oder Pop/Rock aus den 70ern und 80ern.